Individuelle Lösung durch friedliches und klares Beziehen und Kommunizieren der eigenen Position

Juni 13, 2024

Hallo Ihr Lieben!

Diese e-mail ging montags raus an die KJH, welcher von Behördenseite seit Mai 2024 die Obsorge für Schulangelegenheiten für unsere beiden Kinder zugesprochen wurde. Die sonst sehr unterstützende Kinder- & Jugendhelferin wurde von der Bildungsdirektion angehalten, uns dazu zu bringen, unsere Kinder zur Feststellungsprüfung zu schicken, damit sie dann im September wieder in die öffentliche Schule eingegliedert werden können. Andernfalls wäre der Plan der Bildungsdirektion, uns die gesamte Obsorge zu entziehen, um die Kinder einfach mitnehmen zu können – was lt. Info unseres Anwalts nicht so durchführbar wäre. 

Wir stimmten der Prüfung einmal zu, und ihr könnt nun selbst lesen, wie die Reaktion der Kinder dazu war und fühlen, wie ich im Beschreiben unserer letzten Zeit die Sorgen in Bestimmtheit und Zuversicht umgewandelt habe. 

Liebe Frau ________, 
Liebe Frau ________, 

Ich muss Ihnen leider wieder mitteilen, dass wir seit ca. 2 Uhr mit Unterbrechungen munter sind und meine Kinder über Bauchschmerzen und Kopfweh klagen und sich schon mehrmals übergeben haben. Ich bin nachher natürlich wieder beim Arzt mit ihnen. Ich werde dann auch einen Termin mit einem Kinderpsychologen vereinbaren. 

Wir haben unsere Kinder seit der Entscheidung, dass sie die Feststellungsprüfung machen müssen bzw. wieder in die Volksschule zurück müssen, sehr gut beobachtet und zig Gespräche mit ihnen geführt. Wir haben explizit festgestellt, dass es ihnen mit dieser Entscheidung immer schlechter geht. Uns tut diese Situation im Herzen weh, dass sich die psychische Belastung bei ihnen mittlerweile auf den Körper auswirkt. Meine Kinder stehen mit Tränen in den Augen vor mir, und erzählen mir: “Mama, wir lernen doch so viel jeden Tag, warum müssen wir in diese Schule zurück, wenn wir doch eh bei der West River Akademie sind? Wir werden da doch eh einen Schulabschluss machen, wo ist denn das Problem? Mama, warum versteht denn keiner, dass es uns so gut geht und lernen jetzt mit dir richtig Spaß macht?” Das sind nur einige Fragen, die immer wieder von unseren Kindern gestellt werden.  

Liebe Frau _______, Sie haben unsere Kinder erlebt, wie aufgeschlossen, interessiert, freundlich und wissbegierig sie sind. Unsere Kinder sehen die Welt als ein großes Ganzes, verstehen nicht, warum Krieg geführt wird und es die Erwachsenen nicht schaffen, sich an einen Tisch zu setzen, um die Problematik aus dem Weg zu schaffen, indem sie eine Lösung finden, die für alle Beteiligten passt? In unserer Gemeinde oder auf dem Fußballplatz, eigentlich egal, wo wir uns aufhalten und Menschen mit unseren Kindern in Kontakt kommen, da beide sehr aufgeschlossen sind, hören wir von allen Seiten, wie freundlich, hilfsbereit und herzlich unsere Kinder sind. Mein Sohn hat in der Zwischenzeit sogar jetzt schon seit zweites Jobangebot bekommen, aufgrund seines Verhaltens und seiner Mithilfe.  

Wir haben zigmal über die Schule geredet und unsere Kinder haben angefangen, ständig über die schlechten Erfahrungen zu berichtet, die sie dort erlebt haben. Die Corona-Zeit hat dabei den Rest getan. Unsere Tochter hat unter Tränen von einigen vergangenen Vorfällen in der Schule berichtet, als sie sich z.B. verletzt hatte und ein anderes Kind ihr helfen wollte und die Lehrerin dies nicht zuließ, da sie “Abstand halten” rief.  

Unser Sohn leidet seit seiner Geburt an Neurodermitis. Während seiner Schulzeit trat diese in für ihn stressigen Situation sehr häufig auf. Es war ein Dauerzustand in der er eingecremt wurde und zusätzlich Aerius nahm, um den Juckreiz zu unterbinden. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie unerträglich es ist, seinen Sohn zu sehen mit aufgekratzten, blutigen Stellen am Körper. Ich kann an dieser Stelle noch zig weitere Beispiele mitteilen, die meine Kinder erlebt haben, die ich Ihnen gerne aufliste, wenn Sie sie benötigen.  

Als der Entschluss mit Robert und Roxana gefasst wurde, dass wir so nicht weitermachen können und ich sie zum häuslichen Unterricht angemeldet habe, hat sich für die Kinder die Situation völlig entspannt. Seitdem Robert nicht mehr in die Schule geht, hatte er keinen einzigen Ausbruch seiner Neurodermitis mehr. 

Anfänglich sagten sie mir, dass sie nie wieder lesen, schreiben oder rechnen würden. Ich habe diese Situation natürlich mit einem Lächeln aufgenommen und ihnen erstmals Zeit gegeben, sich von dem Ganzen zu erholen. Es hat genau 6 Wochen gedauert und sie kamen auf mich zu, dass sie etwas lernen wollen. Zu dem Zeitpunkt waren sogar noch Ferien und sie wollten explizit anfangen zu lernen. Da ich auf diesen Moment gewartet hatte, habe ich natürlich im Vorfeld schon Unterlagen für sie besorgt, die dann sofort zum Einsatz kamen. Ich habe mich dabei immer auf die intrinsische Motivation der Kinder konzentriert und genau dort angesetzt, damit Lernen wieder positiv verankert wird. Ich habe mit ihnen alles in den Alltag integriert und sinnbehaftet.  

Wir wären auch mit ihnen zur Externistenprüfung gegangen, wenn sich die Umstände nicht so drastisch verändert hätten. Eigentlich hat die Bildungsdirektion Vertragsbruch begangen, da wir unter anderen Voraussetzungen in den häuslichen Unterricht gegangen sind. Bis Mai 2022 haben wir nicht einmal gewusst, wie, wo, was und wann? Auf Mails oder Anrufe bekam ich die Antwort: „Wir wissen auch noch nichts.“, und letztendlich kam dann in einer Sammelmail heraus, dass sie in fremden Schulen vor einer Kommission den ganzen Tag geprüft werden sollten. Auf explizite Nachfrage wurde es nicht zugelassen, dass wir Eltern bei der Prüfung dabei sein durften. Diese Situation wäre für meine damaligen Kinder (9 und 10 Jahre) zu keinem Zeitpunkt möglich gewesen. Als ich als Lehrerin tätig war, war ich auch bei einigen Maturaprüfungen anwesend bzw. habe die SchülerInnen vor der Prüfung betreut und gesehen, wie Volljährige in dieser Situation die “Nerven weggeschmissen haben”. Ich habe sie motivieren und beruhigen können. Da reden wir aber von Jugendlichen und nicht von 9- und 10-Jährigen. 

Ich habe mich seit dem Ende meines Studiums (2016) intensiv damit beschäftigt, wie Lernen funktioniert und welche neuronalen Prozesse im Gehirn stattfinden. Bei meinem Sohn hat sich explizit herausgestellt, dass er ein “Macher” ist und alles mit praktischen Beispielen umsetzen kann. Unsere Tochter lernt z.B. momentan zeitgleich Englisch und Kroatisch, weil sie sich im Urlaub in Kroatien mit den Einheimischen austauchen will. Das sind wieder nur kleine Beispiele, ich kann natürlich auch hier explizit zig weitere Beispiele geben.  

In den letzten Tagen sind vermehrt wieder Stellen der Neurodermitis bei unserem Sohn aufgetreten und ich kann Ihnen sagen, wie diese Situation mir die Tränen in die Augen treibt, weil ich sehe, wie mein Kind wieder darunter leidet.  

Unsere Kinder sind so glückliche Kinder, die ein großes soziales Umfeld haben und wissbegierig in die Zukunft schauen. Für sie gibt es keine Grenzen mehr, ein Grundsatz, den sie anderen Kindern mittlerweile mitgeben, ist:Du kannst alles lernen und schaffen, wenn du es willst, denn „geht nicht“ gibt es nicht!” . 

Wir sehen ganz deutlich, dass wir sie nur gegen ihren Willen in die angeordnete Schule zurückgeben könnten bzw. dies negative Spuren auf ihren Seelen hinterlassen würde. Was wir dabei überhaupt nicht verstehen, ist, dass dies der Bildungsdirektion völlig egal ist und es an dieser Stelle dann nicht mehr ums Kindeswohl geht, sondern nur noch um Gehorsam, obwohl die Kinder im Mittelpunkt stehen müssten und auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen werden muss.  

Es muss doch möglich sein, individuelle Entscheidungen treffen zu können, in denen das Kindeswohl an erster Stelle steht und nicht alles abhängig gemacht wird von einer einzigen Prüfung? Wie kann eine Entscheidung gefällt werden, bei der unsere Kinder zu keinem Zeitpunkt gefragt wurden bzw. wir nie persönlich ein Gespräch mit allen Beteiligten geführt haben?  

Mich hat die Antwort der Bildungsdirektion Ihnen gegenüber schon irritiert, da sie sagen, wir müssen uns deswegen nun ans Bildungsministerium wenden, was ich natürlich machen werde, wobei ich glaube, dass wir wieder zurück zur Bildungsdirektion verwiesen werden. Ich sehe es mittlerweile so, dass die Verantwortung immer hin und her gegeben wird und irgendwie keiner wirklich zuständig ist. Auch die Aussage, dass das Zeugnis akzeptiert werden würde, wenn sie in der West River Academy räumlich anwesend wären, wenn wir doch in Österreich eine Bildungspflicht und keine Schulpflicht bzw. Gebäudeanwesenheitspflicht haben. Aus diesen und vorangegangenen Erfahrungen mit der Bildungsdirektion hat sich für uns gezeigt, dass wir keinerlei Vertrauen in diese Institution haben, weil entweder die Verantwortung weitergegeben wird, wir keine schriftliche Auskunft erhalten oder keine auf gesetzlichen Grundlagen basierende Auskünfte mitgeteilt werden bzw. nie ein gemeinsames Gespräch mit allen Beteiligten stattgefunden hat. 

Ich habe mich intensiv mit dem Schulunterrichtsgesetz, Schulorganisationsgesetz, Schulpflichtgesetz, Pflichtschulabschlussprüfungsgesetz sowie der Leistungsbeurteilungsverordnung auseinandergesetzt. Aufgrund des Pflichtschulabschlussprüfungsgesetztes haben wir mit unseren Kindern über diese Möglichkeit gesprochen, und sie sagten sofort zu, dass sie diesen machen werden, wenn sie ihn benötigen sollten. Aufgrund dieser Möglichkeiten sehen wir eindeutig, dass die Welt unseren Kindern offensteht und sie alles erreichen können, was sie wollen und genauso jeden nur erdenklichen Schulabschluss erreichen können, den sie benötigen oder erreichen wollen.  

Des Weiteren ist es beim Pflichtschulabschlussprüfungsgesetz so geregelt, dass die Kinder sich eine Schule aussuchen können, die Prüfungen gestaffelt oder auf ein Jahr verteilt absolvieren können und sie drei Prüfungsantritte haben, sollte es beim ersten Antritt nicht geschafft werden. Im Vergleich dazu ist die Externistenprüfung diskriminierend.  

Wir wissen, dass Sie das Beste für unsere Kinder anstreben, genauso wie wir, und wir gehen davon aus, dass wir alle gemeinsam dies auch dem Gericht oder der Bildungsdirektion vermitteln können, dass dieser jetzige Eingriff in unsere Familie nicht dem Wohle unserer Kinder und unserer gesamten Familie dienlich ist.  

Sie können diese e-Mail gern an das Gericht weiterleiten. 

Herzliche Grüße 

Manuela Bittgen

Wir möchten euch mit diesem Beitrag verdeutlichen, dass immer nur mit Angst gespielt wird, es aber zu jedem Zeitpunkt eine individuelle Lösung gibt!

Man darf sich klar positionieren und dies auch klar aussprechen!

Wir stehen euch gern für einen Austausch zur Verfügung bzw. freuen uns, wenn ihr einen Kommentar hinterlässt.

 

Liebe Grüße, Manu